Motorradreisen in Südamerika
Tour 2: Durch den Chaco und über die Anden
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Ann und ihr Bewunderer nach ihrem Abgang vor Camiri

Reiseverlauf:

Von La Paz an die Grenze

1.01.02 - es soll losgehen. Ann hat 600km Motoerfahrung und vor uns liegen über 8000km. Ob das gut geht? Wir fahren über Cochabamba und Santa Cruz nach Süden. Hinter SC kommt ein Stück Erdstraße, aber erst mal muß man über eine Eisenbahnbrücke mit Holzplanken. Ann hat Angst, ich überrede sie, es zu versuchen, aber es ist dann viel schwerer, als ich dachte. Drüben angekommen renne ich zurück, um meiner armen Frau beizustehen, die es aber allein packte (natürlich kassiere ich einen Text). Nun kommen 140km Sandweg mit Wasserstellen. Da Ann ihre Probleme hat und es dunkel ist, stellen wir in irgendeiner Lücke am Weg das Zelt auf und schlafen in der stehenden Hitze. Früh am Morgen geht es weiter. Wenn immer Hindernisse in Form von Tiefsand oder Wasser(matsch)stellen zu durchfahren sind, halte ich dahinter an, laufe zurück und hole die BMW nach. Trotzdem Ann hält sich wacker und deswegen kommt irgendwann die Wasserstelle, die ich ihr "überlassen" will. Große Nervosität - da kommt ne Stufe im Wasser, immer gerade halten .... vielleicht wollte die F nicht gerade gehalten werden, denn Ann geht voll ab in die Matschbrühe. Auf der einen Seite tut sie mir von Herzen leid, auf der anderen sind hier im Sand und Matsch die Abgänge kostenfrei, da Fahrerin und Maschine heil bleiben. Ich mache noch ein Foto und dann geht's weiter. An einem späteren Matschloch versucht Ann noch einmal ihr Glück. Die F bricht ihr dabei dramatisch abwechselnd recht, links, rechts, links aus, aber sie kommt drüben an und zwar nicht ganz ohne Stolz. "Das nächste Mal mit weniger Gas", ist alles was ich rauskrieg' und kann nicht fassen, daß sie den Bock viermal hintereinander fangen konnte. Gegen Mittag sind wir aus dem Dirt und bleiben in Camiri, um Kleidung und Maschinen zu waschen.

Die Weiterfahrt ist sehr schön und jede Menge Schmetterlinge schwirren herum und es werden immer mehr. Schließlich sind es so viele, die an uns "zerschmettern", daß wir nichts mehr sehen können und mehrfach Visiere putzen. Vor Yacuiba lassen wir dann schon wieder die Motos und das Gepäck waschen. Danach suchen wir die Grenze, auf der mal wieder der Markt ist und das Chaos tobt.

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Im Chaco Boliviens zwischen Camiri und Yacuiba

Durch den Chaco 

Die Argentinier lassen uns erst mal drei Stunden lang warten und erlauben uns dann, fünf Tage (!) in ihrem Land zu bleiben. Unser Fehler war zu sagen, daß wir auf dem Weg nach Paraguay sind (trotz dieser blöden Zöllner muß ich sagen, daß die Argentinier die freundlichsten und hilfsbereitesten Menschen sind, die ich je kennenlernte). Wir fahren nach 10km in eine Polizeikontrolle, wo wir bevorzugt durchkommen, da der Polizist erst mal seine Kollegen ruft und alle Mika auf dem Tank bewundern. Bald danach biegen wir links ab auf die 81 die Chacopiste!

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Beim Bürgermeister in Dragones - Travellers welcome!

Das anfängliche Teerstück (lt. Karte) ist Kies und völlig kaputtgefahrene Teerpiste. Wir verlieren Stunden, da ich wieder mal hinten platt bin und auf der BMW zum Reifenflicker fahre (Grund ist die schlechte Flickarbeit der bol. llanteros). Vor Dragones sehen wir ein großes Schild, das die Reisenden auf den öffentlichen CP einlädt. Als wir ihn finden, kommen sofort drei Männer angelaufen, um uns die Sanitäranlagen aufzuschließen und zu erklären. Doch das Licht geht nicht, weshalb der Bürgermeister des Ortes uns einlädt, auf seinem Grundstück zu zelten. Supernett, danke. Am Morgen kommen wir schnell nach Cnl. J. Sola, wo wir auftanken und den tiefen Sand kennenlernen.

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Ann braust durch den Chaco Argentiniens

Dieser Sand kostet Ann schnell drei Abgänge, bei denen sie sich das Bein prellt. Es ist irre heiß und schließlich ist sie so demotiviert und kaputt, daß sie meint ich solle allein vorausfahren und mit Taxi zurückkommen, um sie zu holen. Das kann ich natürlich nicht tun, denn was ist, wenn ich niemanden finde oder einen Platten bekomme? Verkehr hat es jedenfalls fast keinen. Also sag ich: "Wenn Du hier bleibst, stirbst Du." "Dann sterb' ich eben." Ach, Du dickes Ei! Nach einer Pause erreichen wir dann aber doch Cap. J. Page, wo wir rasten und Ann sich ihren Schlafsack ausrollt und schläft.

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In Cap J. Page - Ann schläft im einzigen Schatten weit und breit

Plötzlich bemerke ich, daß ich schon wieder platt bin. Also bau' ich das Rad aus, während der Junge aus dem Laden, den "Indio" sucht, der weiß wie man flickt. Als der dann kommt, bin ich recht froh und zwei Stunden später bin ich fertig und Ann etwas regeneriert. Als wir losfahren ist der Himmel sehr grau und sieht gewaltig nach Regen aus (es hatte dort seit drei Monaten nicht geregnet).

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Usted está aquí - Sie sind hier - Motivationsschild im Chaco

Der tiefe Sand hört aber bald auf und wir kommen auf festeren Untergrund. In Grl. Fraga ist eine Polizeikontrolle, während ich mit dem Polizisten schnack', fängt es an zu tröpfeln. Die Polizeistation ist in einem alten Bahnhofsgebäude untergebracht und als ich gerade unter das Dach fahren will, sehe ich, daß Ann gestürzt ist. Ich dreh' um und fahre durch nun heftigen Regen zurück, nur um dort auch mein Motorrad zu verlieren. Die Piste verwandelt sich in Sekunden in weiche Schmiere, auf der man nicht einmal laufen kann!!! Mit dem wichtigen Gepäck stapfen wir die 500m zur Polizeistation zurück, als uns drei Mann in Shorts entgegenkommen. Sie wollen die Schlüssel für die Motos und ich gebe sie ihnen (wegfahren können sie sowieso nicht). Als wir uns endlich durch das Grün neben der Piste geschlagen haben und am "Bahnhof" ankommen, sind wir völlig fertig und total durchgeweicht. Ich bin recht verzweifelt, weiß ich doch, daß die Motos im Matsch umfallen werden, um dann im Weg zu liegen. Doch der nette Polizist der uns Wasser reicht, meint wir sollen beruhigt sein. Bald hören wir den Hondamotor und irgendwo aus dem Dickicht taucht die AT auf (einer drauf, zwei schieben). Zwanzig Minuten später ist auch die BMW unter dem Bahnhofsdach. Wir drücken jedem der Retter 10$ in die Hand und ich bin erleichtert. Beide Motos sind völlig verschlammt, wir klatschnaß und was machen wir nun? Unter dem Dach sammelt sich Wasser und steht einige Zentimeter hoch, sollen wir hier trotzdem zelten? Da geht eine Tür auf und ein anderer Polizist meint, das wäre die Übernachtungsstätte des Vorgesetzten, der aber nur selten vorbeikäme und wir könnten sein Bett haben. So erhalten wir ein einfaches Zimmer, Kerzen und Zwieback (Brot gibt es dort nicht und Strom nur am Tage). Die Menschen im Chaco werden wir gewißlich niemals vergessen!

Am nächsten Morgen fragt einer, ob er mal BMW fahren dürfte - na klar! Bald darauf verabschieden wir uns herzlichst und schlagen uns durch den Matsch. Irgendwann kann ich nicht mehr lenken, da der Matsch sich unter dem Spritzschutz des Vorderrades sammelt und sich dieser so hochdrückt, daß es sich mit der Halterung der Protektion verhakt - ich baue ihn ab. Wir kommen nur langsam voran und nicht nur Ann rutscht einmal weg, sondern auch ich. Ich hatte damit gerechnet und Mika deswegen nicht die Rettungsleine angelegt. Er landete wohl besser als ich, denn ich lag auf einer Dornpflanze....

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Nach dem Regen - die vorher gute Piste ist nun völlig matschig

Als uns ein einheimischer Mopedfahrer entgegenkommt, halten wir Klönschnack und er meint, wir sollen 100m weiter auf die alten Schienen ausweichen, da wir weiter hinten nie durch den Matsch kämen. Also weichen wir aus und stellen bald fest, daß zuweilen die Planken in der Luft hängen, da der Damm unterspült wurde und alles voll von diesen kleinen Dornpflanzen ist. Da meine Angst vor einem Platten deutlich größer ist, als vor Dreck, fahren wir bei der nächsten Gelegenheit (nach zwei Stunden und sechs km!) wieder auf die Piste. Die Tagesglut hat schon deutlich geholfen, diese befahrbarer zu machen, aber dennoch muß ich oft zurücklaufen und die BMW nachholen. Kurz vor Igr.G.N. Juarez reißt mein Kupplungsseil. Ich mache mit Ann einen Treffpunkt aus und fahre ab. Die schwere AT dabei nicht abzuwürgen ist nicht ganz einfach. In der Stadt finden wir bald eine Werkstatt und lassen die Kupplung machen und beide Motos abspritzen..

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Der Tipp auf die Schienen auszuweichen, war echter Mist!

Die weitere Fahrt ist nun vor allem deswegen schwierig, da die Autos und LKWs die Piste völlig kaputtgefahren haben. Wir müssen also permanent in den Spuren bleiben, aber zuweilen wird es eben sehr schwierig und ich laufe oft lange Strecken zurück, um auch die F durch die schlimmsten Stücke zu bringen. Aber Ann hält sich wacker und wird immer besser, mutiger und schneller. Um 16.00 Uhr erreiche ich den Teer in J.G. Bazán und ich lasse meiner Frau den "Vortritt". Jetzt haben wir es geschafft. Wir sind zwar noch im Chaco, aber auf Teer. Wir bauen den Spritzschutz wieder an und fahren dann zügig nach E. del Campo, wo wir tanken und mit dem Besitzer der Tanke uns festquatschen. Am Ende zelten wir vor der Tanke und Alejandro füttert uns voll mit leckerem Grillfleisch und "sopa paraguaya" (irgendwas Gutes aus Maismehl, Käse und Zwiebeln). Um Mitternacht - wir liegen im Zelt - erleben wir draußen ein Blitzlichtgewitter, die Motos werden x-fach abgelichtet.

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Zelten vor der Tanke in E. del Campo

Durch Paraguay 

Am nächsten Tag gegen Mittag sind wir an der Grenze. Den Paraguayern sind unsere Motos genauso egal wie der Hund, denn nur die Pässe werden kontrolliert. In Asunción kommen wir schnell unter und ich staune, wie grün und wie deutsch es hier ist (Ann hat drei Jahre hier gelebt). Als Ann mir "glücklicherweise" die Brille zerstört, lasse ich mir hier eine neue machen und die alte reparieren und zahle dafür 36$ und nach nur drei Stunden ist alles fertig!!! Nun kenne ich endlich die Spannen deutscher Optiker! Für die Honda kaufe ich einen neuen Schlauch und wundere mich permanent, auf deutsch angesprochen zu werden.

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Hinter Caacupé in Paraguay

Paraguay ist schön und wir fahren über Caacupé (einem Wallfahrtsort) Richtung Süden nach Villa Florida, wo wir auf dem CP versacken, in den Fluß springen und herrlichen Fisch (Surubi) essen. Wir lernen die Urenkel deutscher Auswanderer kennen, die in Bella Vista Landwirtschaft betreiben. Da sollen wir uns doch unbedingt an eine Lehrerin wenden und uns die Geschichte der Stadtgründung erzählen lassen. Einige Tage danach geht's zu den Jesuiten Reduktionen Trinidad und Jesus.

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Teil der Jesuitenreduktion Trinidad

Trinidad ist die größere Anlage und war einst belebt, wohingegen Jesús niemals fertiggestellt wurde. Die Meinung über die Jesuiten ist zweigeteilt. Auf der einen Seite boten sie den Indijenas Schutz vor der grausamen Ausbeutung und Verfolgung durch die Spanier und schrieben ihre Sprache auf. Auf der anderen Seite unterstellte man ihnen starke wirtschaftliche Interessen, so daß der span. König sie am Ende vertreiben ließ. Ihre Bauten sind jedenfalls beeindruckend (auch wenn sie dafür sicherlich selber die Indijenas ausgebeutet haben dürften). Nach Jesús fahrend, frage ich irgendwo auf spanisch eine ältere Dame nach dem Weg, bedanke mich mit einem "gracias" und stelle einige Minuten später verwundert fest, daß ihre Erklärung ja auf deutsch kam.  

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Die Kirche in Jesús, die niemals fertig wurde

In Bella Vista besuchen wir die Lehrerin und erhalten einen tollen Abriß über die Geschichte der Stadt. Die Gegend ist schöne Kulturlandschaft und man bekommt sehr einen guten Eindruck von der enormen Arbeitsleistung der Menschen, die vor drei Generationen hier den Urwald rodeten.

Zwei Tage später stehen wir in Ciudad del Este im Megastau vor der Brücke, die den Übergang nach Foz do Iguacu bildet. Da die Brücke gerade in Reparatur ist und nur einspurig befahren werden kann, dauert es am Ende drei Stunden bis wir überquert haben.   

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Vor Cacador - Brasilien

Durch den Süden Brasiliens 

In Brasilien müssen wir umkehren zur Grenzstation, um die Pässe abzustempeln. Ein netter Brasilianer hilft uns dabei und bringt uns über einen Schleichweg hin (sonst hätten wir wieder im Stau gestanden). Das erste Mal wird Mikas Impfpaß gecheckt. Aber alles ist problemlos.

Eigentlich hatten wir vor Rio de Janeiro zu besuchen, aber dort waren nach ewigen Regenfällen große Überschwemmungen und so entscheiden wir uns, durch Uruguay zu fahren. In Santa Tereza do Oeste verlassen wir die BR 277 und biegen auf die PR 182 ein, die nicht ganz leicht zu befahren ist, da im Teer bis zu 20cm tiefe Spurrillen sind, nicht nur für Ann eine neue und schwierige Erfahrung. Die Gegend ist herrliche Kulturlandschaft und in Cap. Leonidas Marques gibt es ein kleines billiges Hotel (12$). Im Laden nebenan, wo wir über die günstigen Preise staunen, spricht die Besitzerin mit uns deutsch. Wir kaufen leckere Wurst (superbillig!), Käse und Brot und essen abends so richtig deutsch welch ein Genuß! Ich habe noch einen Platten und lasse endlich den Schlauch wechseln (von da ab ist Ruhe). Über Francisco Beltrao fahren wir bis zur BR 153, die wir 15km runter fahren und dann wieder links abbiegen, um über die Landstraße nach Cacador zu fahren, wo wir im Zimmer Brötchen ganz dick mit Aufschnitt (1kg = 1$ - kann man das glauben?) essen.

Wir stoßen bei Curitibanos auf die BR 470, dann auf die BR 116, der wir nach Süden folgen. Hier gibt es überall Kolonieläden, wo es all die selbstgemachten Produkte (von Honig bis Wurst) gibt. 30 km vor Vacaria rieche ich Sprit und muß entsetzt feststellen, daß er als munteres Bächlein aus der Benzinpumpe sprudelt. Was tun? Eine freundliche Dame ruft ihren Sohn an, der meint, in Vacaria wäre ein Honda Motorradgeschäft - das nenne ich Glück! Ich fahr' meinen Molotowcocktail so schnell ich kann dahin und als die Mittagspause rum ist, fangen die Jungs sofort an. Ich habe wenig Hoffnung, daß repariert werden kann, aber noch weniger, daß eine Ersatzpumpe da ist. Nach viel Bastelei wird die Vermutung zur Gewißheit, die Pumpe ist hinüber. "Wir können Dir die Pumpe aus dem Shadow Shopper einbauen, willst Du das?" Ich traue meinen Ohren nicht. Ersatzpumpe? Ja klar, auch wenn sie nicht so ganz in die Aufhängung paßt. So kommen wir schnell weiter und die Gegend wird wunderschön (vielleicht die schönste Motorradstrecke die ich kenne). Viel Wald, Baumalleen, bergig und schöne Ausblicke überall. Hinter Caxias do Sul halten wir bei einem Wirt, der Sohn ital. Einwanderer ist und uns - na klar - Wurst, Käse, Brot und den obligatorischen Wein anbietet. Ob der denn gut wäre, frage ich und ein Opa schenkt mir auf der Stelle ein volles Glas ein und prostet mir zu. Das gefällt! So futtern wir reichlich und versacken ein wenig in der schönen Landschaft und der lustigen Gesellschaft. Als wir gerade gehen wollen, hält eine BMW an und natürlich wird erst mal Klönschnack gehalten. Wir sollen unbedingt über Gramado und Canela fahren, ist der Tipp der Kollegen und so biegen wir bald links ab. An der "deutschen Tankstelle" frage ich auf deutsch nach einem Gasthof und erhalte eine Erklärung in meiner Sprache. Ich staune mal wieder, doch leider hat sein Tipp geschlossen. Bei einem Motel gehe ich dann fragen, was die Übernachtung kosten soll. Der Pförtner fragt mich "wie lange?", ich sag "nur eine Nacht", er sagt "Du willst die ganze Nacht? Normalerweise kosten drei Stunden.....". Ein Motel hier ist also nicht unbedingt das, wofür man es hält. Aber bald darauf haben wir ein Zimmer.

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Honda in Vacaria - toller Laden, tolle Leute!

Der Trip über Gramado war klasse. Neben der "deutschen Tankstelle" fanden wir noch viele andere deutsche Schilder bis hin zur "Strickstube". Über den Hortensienweg (diese Blumen stehen über viele km am Straßenrand) fahren wir zurück auf die BR 116 und direkt zum Tipp Nr. 2 des Motokollegen, nach Sao Lourenco do Sul, wo Mika und ich noch am selben Nachmittag ins Wasser springen.

Der Folgetag bringt Regen und wir fahren über Pelotas zur Grenze nach Jaguarao.

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So sieht's hinter Caxias do Sul aus - eine tolle Motostrecke

Einmal durch Uruguay 

Einer unserer typischen deutschen Filme ist der Rühmann-Schinken "Das Haus in Montevideo". Irgendwie muß uns der Film beeinflußt haben, denn Uruguay war für mich ein spannendes Ziel. Die Grenzer beider Länder hocken zusammen in einem Häuschen etwa 8km hinter der eigentlichen Grenze. Einreise problemlos und wir erhalten also doch noch den Ausreisestempel Brasiliens (der von Paraguay fehlt uns ja). Die Fahrt ist schrecklich langweilig, was nicht nur am mäßigen Wetter liegt. In Uruguay kann man alles zerfallen sehen. Schöne alte Häuser stehen ungepflegt da und an einer Tanke werden wir sofort angebettelt. Das ist Uruguay? Von Rühmanns Romantik jedenfalls keine Spur. In Minas wollen wir den Tag beenden und fragen nach Zimmern. Mal abgesehen davon, daß wir nach Brasilien einen Preisschock erleben (2,5ltr Pepsi 3$) ist unser Mika überall unwillkommen. Zimmer mit Hund - das geht nicht. So fahren wir weiter bis Montevideo, wo an einer Kreuzung sofort einer kommt und mir ein Hotel aufschwatzen will. Ich will aber erst nach dem Lonely Planet handeln, aber - na klar - ernte ich die Info, daß mit Hund gar nix geht. Der Kollege nutzt die Sekunde und erklärt mir, daß das Continental immer die Leute einquartiert wenn die Hundeausstellungen sind. In der Tat darf Mika da rein und der Preis liegt kaum  höher. Am Abfahrtstag kommen wir zurück vom Frühstück und finden die Auslegeware vor der Badtür zerstört vor, außerdem fehlt am Schreibtisch Funier. Während ich aufpacke und im Geiste meinen kleinen Hund morde, regelt Ann die Sache und zu unserer Überraschung sollen wir das nicht bezahlen müssen. Eine wahrlich unverdiente Nettigkeit, für die die Portierin ein fettes Trinkgeld von mir erhält! Von Montevideo fahren wir nach Colonia. Auf dem Weg kommt eine Peaje, aber für Motos sind die Straßen frei. Der angebotene Moto-Weg ist mir aber wegen der Koffer zu eng und so fahre ich durch die Autospur und löse damit einen Alarm aus, der mich bis an die Grenze (Fray Bentos) glauben läßt, daß ich jeden Moment hopp genommen werde.

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Auf dem Weg nach Rio Hondo - Argentinien

Quer durch Argentinien

Hinter der Grenze muß der Fluß überquert werden und das kostet was. Na ganz toll, denn nun haben wir natürlich kein Uruguaygeld mehr. Argentinische Pesos gingen zwar auch, aber die haben wir noch nicht. Als der Stau dann aber langsam lang wird, nimmt er den angebotenen Dollar und wir fahren noch bis Nogoya.

Argentinien hatte abgewertet und so tausche ich erstmals 40% besser als früher. Über die 19 nach Parana, rechts auf die 34 über Rafaela, Sunchales, Ceres dann kommen wir durch ein riesiges Sumpfgebiet, durch das die 34 wie ein Damm geht. Alles riecht nach Fäulnis (wie im Watt). Nach heute 851km kommen wir in Rio Hondo an und verbringen den Folgetag im Pool auf dem CP.

Über Tucuman gehts nach Salta. Salta ist unglaublich freundlich zu Reisenden und hier hat es alles. Unser Plan ist es nun über die Anden nach Chile zu gehen. Da das nicht unser eigentlicher Plan war (Rio) habe ich in die Hundepapiere kein Chile eintragen lassen. Beim Konsulat erfahren wir (viermal!), daß der Herr Konsul nur Dollars nimmt und zwar deren zwölf. Wir sollen zum Veterinäramt. Das schickt uns zum Tierarzt, weil es ja nicht nur um Krankheiten geht, sondern auch der allgemeine Gesundheitszustand wichtig ist. Der Tierarzt sagt "10 Pesos", den Hund checkt er bestenfalls flüchtig. Dann retour zum Veterinäramt (13,20P) und schließlich zum Konsul. Knappe 30$ sind wir los, damit unser Hund nach Chile kommt. Wer aber über die Anden will, hat besser seine Papiere in Ordnung, denn ein "zurückgeschickt werden" ist wahrlich keine Freude.

Es gibt ein kleines aber feines anthropologisches Museum in Salta. Die Ausstellung ist schwerpunktsmäßig den Bestattungsriten der präkolumbianischen Kulturen gewidmet und sehr interessant. 

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Foto vom Foto: Mumien aus 6739m Höhe (Museum Salta)

Wir fahren durch San Salvador de Jujuy, wo es gerade Straßenblockaden der indigenen Bevölkerung hat. In solchen Fällen ist man freundlich, fragt sich zum Chef durch und sagt "Bruder, schau, wir müssen über die Anden und die Tankstelle liegt hinter Eurer Blockade. Kannst Du uns bitte durchlassen?" Langsam und vorsichtig fährt man dann vorbei an brennenden Autoreifen, Gestrüpp und an den finsteren Gestalten mit ihren Knüppeln. Auf dem Rückweg sind sie dann schon aufgeschlossener, ich danke nochmal und ab geht's über Dirt den Hang hoch.

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Hinter Salta - auf dem Dirtweg in die Anden Richtung Susques

Es wird bald sehr neblig, so daß wir uns über die 52 den Berg hochtasten. Man sieht die wenigen Entgegenkommenden trotz deren Lichter erst im letzten Moment. Aber irgendwann erreicht man die Stelle über den Wolken, wo die Sonne scheint und einen eine fehlerfreie Teerpiste über die Hochebene führt. Salzseen liegen zu beiden Seiten und in Susques finden wir eine exzellente Übernachtungsmöglichkeit gegenüber der kleinen Kirche, die wir abends noch besuchen und die liebevollste ist, die wir je sahen.

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Die liebevollste Kirche - Susques

Am nächsten Morgen machen wir uns auf, dem Dirtstück zur Grenze zu begegnen. Es handelt sich zum größten Teil um "Wellblech" und da wird gelitten. Die Sonne scheint zwar, aber der Kälte wegen sind wir in die Regenkombis gestiegen. Nach 70km Fahrt warte ich auf Ann, die nicht kommt. Ich drehe um - sie ist gestürzt. Der Spritzschutz der BMW, der schon immer irre vibrierte, ist rausgebrochen und in den Radkasten geraten, wo er das Hinterrad kurz blockierte, aber es langte für den Abgang. Ergebnis: Links ist der Blinker genauso weg, wie der Spiegel, tiefe Schrammen sind überall und klar hinten fehlt nun der Spritzschutz. Ann hat zwar wenig abbekommen, dennoch werden sich später gewaltige Blutergüsse bilden (siehe auch Info).

Nach insgesamt 120km sind wir bei den netten Argentiniern am Zoll und 4km weiter erreichen wir off. Chile und Teer.

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Wenige Kilometer vor Chile in den Anden

Durch Chile nach Hause 

Auf chil. Seite fährt man eigentlich fast permanent den Hang herunter. Es ist oben irre kalt und es tut gut, wenn sich dann die warme Wüste auftut. 168km hinter der off. Grenze kommen wir vor San Pedro de Atacama an den Zoll. Alles klar, nur Mika wird problematisch und der Zöllner läßt keinen Zweifel daran, daß er den Hund ja eigentlich in Quarantäne stecken müßte. Was ihm das Siegel seines Konsuls bedeutet? Gar nichts! Der Hundefuttervorrat ist als Nahrungsmittel nicht einführbar und wird vermüllt. Über San Pedro geht's nach Calama, wo wir wegen des Hundes kein Zimmer bekommen. Durch die Nacht fahren wir schließlich runter bis an die Kreuzung der Panamerikana, wo wir das Zelt aufschlagen.

In Tocopilla stoßen wir an die Küste und fahren entlang großartiger Panoramen (Foto Tour1) nach Iquique, wo wir für mehrere Tage ein Apartment mieten. Iquique gibt zwar nicht viel her, ist aber warm und wir wollen noch einmal abhängen. Für den Heimweg nach La Paz brauchen wir einen Tag. Auf bol. Seite halten wir bei den Begräbnistürmen (Foto Tour1) und abends ist dann schließlich eine großartige Reise vorbei

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Not kennt kein Gebot - Zelten an der Panamerikana

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